Helmut Wolf, Theuern

Kurzfassung
Das Bergbau- und Industriemuseum und seine Außenstellen

  

Der Großraum Amberg nahm wegen seiner reichen Erzvorkommen stets eine

führende Rolle im Montanwesen ein, die ihm den Beinamen "Ruhrgebiet des Mittelalters" eintrug. An diese wirtschaftliche Blütezeit erinnert die Bayerische Eisenstraße, die von Pegnitz im Norden nach Regensburg im Süden verläuft und die das ursprüngliche Erzzentrum mit dem einstigen Eisen-Umschlagsort Regensburg verbindet.

 

Deshalb gründete der Landkreis Amberg-Sulzbach 1972 ein Bergbau- und Industriemuseum mit dem Ziel, den Bergbau und die Industrie des gesamten ostbayerischen Raumes zu erforschen, zu dokumentieren und darzustellen. 1978 wurde das Museum mit den Außenstellen eröffnet. Sein Sitz ist das 1781 erbaute, wohl bedeutendste Hammerherrenschloß der Oberpfalz. Das Schloß

Theuern besteht aus einem Herrenhaus und einem weitläufigen Wirtschaftstrakt.

 

Das Museum beherbergt die Ausstellungen "Mineralische Rohstoffe" mit den Rohstoffen Graphit, Sulfiderz, Uranerz, Gold, Flußspat, Feldspat, Blei- und Eisenerz, Kaolin, Ton, Braunkohle, Torf, Sand und Kies sowie Hart- und Werk-

steine. In der Abteilung "Industrialisierung Ostbayerns" sollen 150 Jahre Entwicklung aufgezeigt werden. Im Mittelpunkt stehen dabei Produktionsab-

läufe und -techniken sowie deren Wandel im Zuge fortschreitender Rationalisierung. Außerdem befinden sich in dem repräsentativen Schloßhauptgebäude die Abteilungen Porzellan, Steingut und Hohlglas.

 

Die Außenstellen zeigen technikgeschichtliche Anlagen als Gebäuderekonstruktionen mit originalen Betriebseinrichtungen. Es sind dies die wasserradgetriebenen Werke im Vilstal, und zwar ein Eisenhammerwerk und eine Spiegelglasschleife mit Getreidemühle aus der mittleren Oberpfalz. Außerdem wurde eine Schachtanlage mit Förderturm und Maschinenhaus der ehemaligen Schwefelkiesgrube Bayerland bei Waldsassen (nördliche Oberpfalz)  aufgebaut.

 

Diese technikgeschichtlichen Anlagen im Museum Theuern wurden in den 70er Jahren an ihrem Originalstandort abgetragen, da sie dort der Zerstörung anheimgefallen wären, nach Theuern transferiert und im Freigelände originalgetreu wieder aufgebaut.

 

Andere technische Denkmäler an Ort und Stelle zu erhalten, war weiterhin das Ziel des Bergbau- und Industriemuseums. So half das Museum, insbesondere der Förderverein durch Übernahme der Bauträgerschaft, einem Privateigentümer, dessen Vorfahren neben ihrer Landwirtschaft auch einen Flußspatgrube betrieben,  das erste Besucherbergwerk der Oberpfalz zu errichten. Die von 1895 bis 1921 in Betrieb befindliche kleine Grube ist der Prototyp für den Grundeigentümerbergbau, das heißt, die Nutzung der Mineralischen Rohstoffe durch den Grundeigentümer. Der Flußspatgang ist hier lehrbuchmäßig ausgebildet und bietet hervorragenden Anschauungsunterricht.   

 

Die bedeutendste Eisenerzgrube Bayern waren die Maffeischächte der Grube Auerbach-Nitzlbuch, die von 1906 bis 1978  in Betrieb war und aus der 16 Millionen Tonnen Eisenerz gefördert wurden. Das Erz wurde in der nahe gelegenen Maxhütte verhüttet. Es dauerte einige Jahre, bis der Landkeis Amberg-Sulzbach die Anlage von der Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte erwerben konnte und damit die Weichen für die Erhaltung des Industriedenkmals stellen konnte. Betreut vom Museum Theuern, wurden die Restaurierungsarbeiten soweit vorangetrieben, dass  im Jahr 2000 die Anlage für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Diese Außenstelle des Museums in Theuern wird unterstützt durch einen eigenen Förderverein und den Knappenverein Auerbach, der auch den Museumsbetrieb übernommen hat. Die Einbindung des Knappenvereins gilt als wichtiger Schritt für die dauerhafte Betreuung vor Ort.

 

 

Im Kaolinrevier Hirschau – Schnaittenbach, das rund 20 km von Theuern entfernt liegt, beginnt die Umsetzung des Bergbau-Nachfolgekonzepts. Seit über 150 Jahren geht hier der Bergbau auf Kaolin, Feldspat und Quarz um. Die beiden hier noch Bergbau treibenden Firmen verfügen über Vorräte für rund 50 Jahren. Die Unternehmen sind bestrebt, die ausgebeuteten Areale mit hohen Investitionen zu rekultivieren, so dass die Industrielandschaft nach und nach in eine Erholungslandschaft umgestaltet werden kann. Flankierend hierzu beginnt das Museum Theuern mit dem neu gegründeten Verein "Zentrum für Naturschutz und Umwelpädagogik" Akzente zu setzen: Im Rahmen eines Bergbaupfades soll ein Schaubergwerk installiert werden, in dem die alte Abbautechnik und Förderung dargestellt werden soll. Auf dem Quarzschuttberg "Monte Kaolino", der über 100  Meter über das Tal aufragt, ist ein Informationszentrum geplant. Hier sollen aus dem Grubenbetrieb, der Förderung und Aufbereitung mit Farb-Videokameras der Betriebsablauf in Live-Bild-Darstellung in den Pavillon übertragen werden.

 

Um das Ziel, signifikante Industriedenkmäler in Ostbayern erhalten zu können, wurden erhebliche Anstrengungen unternommen. Das Bergbau- und Industriemuseum bemüht sich deshalb, die Umsetzung mit verschiedenen Partnern durchzuführen, seien  es Kommunen, Firmen, Vereine oder Privatpersonen. Nicht jedes Projekt, das begonnen wurde, konnte verwirklicht werden. Die erforderlichen Mittel waren nicht aufzubringen. Trotzdem kann sich die bisherige Arbeit, die auf mehreren Institutionen verteilt war, sehen lassen.